Was ist Epilepsie?

Ich bin in einigen Gruppen rund um das Thema "Epilepsie beim Hund" und ganz oft lese ich in den Vorstellungsbeiträgen "Mein Hund hat Epilepsie." Aber was ist das eigentlich, diese "Epilepsie", und was passiert bei einem epileptischen Anfall? Und jeder Anfall, der beschrieben wird, ist irgendwie ganz anders als ich es von meinem Hund kenne. Wie kann ich also sicher sein, dass mein Hund einen epileptischen Anfall hatte?

Epilepsie (Definition)

Der Begriff Epilepsie leitet sich aus dem altgriechischen Wort für "Angriff" oder "Überfall" ab, ein sehr passender Begriff, denn in unserer modernen Zeit, wird die Epilepsie auch gerne als Stalker bezeichnet, der immer lauert und plötzlich zuschlägt. "Epilepsie" steht für ein Krankheitsbild mit mindestens einem spontan aufgetretenen Krampfanfall, der nicht durch eine vorausgehende erkennbare Ursache hervorgerufen wurde. Eine solche Ursache kann zum Beispiel ein Stromschlag sein oder eine Vergiftung oder eine akute Entzündung.

Genau genommen muss mal also unterscheiden, ob ein Hund wirklich Epilepsie hat, oder ob der Hund epileptische Anfälle hat, die auf einen Auslöser, zum Beispiel eine Vergiftung, zurückzuführen sind.

Gründe für epileptische Anfälle

Der epileptische Anfall selbst ist das Symptom einer exzessiven und/oder hypersynchronen elektrischen Aktivität im Großhirn und Thalamus (Teil des Zwischenhirns).

Für das Auftreten von epileptischen Anfällen kann es folgende Gründe geben:

  • reaktiv - Der epileptische Anfall ist eine Reaktion auf eine Stoffwechselstörung (metabolisch) oder einer Vergiftung (toxisch). Die Schilddrüsenunterfunktion als Auslöser für epileptische Anfälle wäre ein Beispiel für eine Stoffwechselstörung und eine Vergiftung beispielsweise durch einen Giftköder ein Beispiel für die Vergiftung.
  • idiopathisch - Bei der idiopathischen Epilepsie löst eine funktionelle Erkrankung die epileptischen Anfälle aus. Hier wird eine genetische Ursache vermutet, aber dies konnte erst erst bei einer Rasse sicher nachgewiesen werden, beim Lagotto Romagnolo (Genmutation in autosomal-rezessiver Vererbung). Bei der idiopathischen Epilepsie tritt der erste Anfall meist im Alter von 0,5 bis 5 Jahren auf.
  • symptomatisch - Hier ist für den epileptischen Anfall eine Entzündung oder die Folge einer Entzündung der Auslöser. Beispiele dafür sind ein Schädel-Hirn-Trauma, ein Tumor oder eine Anomalie im Gehirn sowie eine Stoffwechselstörung.
  • kryptogen - In manchen Fällen kann mit den aktuell verfügbaren diagnostischen Methoden keine Ursache für den epileptischen Anfall nachgewiesen werden, obwohl die Untersuchungsergebnisse, das heißt die Anamnese, der Verlauf, usw. darauf hindeuten, dass es sich um eine symptomatische Epilepsie handelt. Die Abgrenzung zur idiopathischen Epilepsie erfolgt über das Alter: Bei Hunden, die älter als 5 Jahre sind, ist die idiopathische Epilepsie unwahrscheinlich.

Zu wissen, was der Auslöser für die epileptischen Anfälle ist, ist vor allem für die Therapie wichtig. Bei reaktiven oder symptomatischen epileptischen Anfällen würde man sinnvollerweise zunächst die zugrundeliegende Erkrankung behandeln in der Hoffnung, dass damit auch die Anfälle verschwinden. Der Klassiker ist die Schilddrüsenunterfunktion. Hier kann (muss nicht) die Einstellung der Schilddrüse zu Anfallsfreiheit führen. Bei Vergiftungen kann es sein, dass sich mit dem Ausscheiden des Gifts aus dem Körper auch die epileptischen Anfälle legen.

Daher ist zum einen die Überlegung, ob in den Tagen oder Wochen vor dem ersten Anfall etwas Besonderes war (ist beim Spielen gegen einen Baum gerannt, hat einen dreifachen Salto mit Überschlag hingelegt, hat ein Spot-on/Impfung bekommen, hatte eine OP, hat draußen etwas gefressen und hatte x Tage Durchfall und Erbrechen usw), als auch die - je nach finanziellen Mitteln - möglichst komplette Ausschlussdiagnostik sinnvoll.