Ganz oft kommt der erste Anfall mitten in der Nacht. Bei mir war es so, dass ich von Sams Strampeln aufwachte und dachte, dass er wieder mit dem Kopf unter dem Bett eingeschlafen sei und vielleicht Panik hat. Also zog ich ihn erst einmal hervor, aber das Strampeln hörte nicht auf. Dann sah ich den Schleim und dass er unter sich gemacht hat. Die meisten denken in diesem Moment "Mein Hund stirbt!"
Selbst nach Jahren mit Epilepsie und unzähligen Grand-Mal-Anfällen gewöhnt man sich nicht ganz an den Anblick, aber die Routine lenkt ab. Man weiß inzwischen, was zu tun ist, was dem Hund gut tut
und was nicht so gut ist. Der erste Anfall und die blanke Panik, die man spürt, bleibt aber auf ewig ins Gedächtnis eingebrannt.
Was aber passiert da genau bei so einem Anfall? Auf youtube gibt es ein Video, das das schön anschaulich erklärt: Epilepsie Video - von Anfällen und Ameisen.
Ganz besonders nach dem ersten Anfall sind die Hunde meist völlig orientierungslos. In ihrem Gehirn ist alles durcheinandergeworfen, ich vergleiche es gerne mit einem Wirbelsturm, der durch das Gehirn gesaust ist. Das Gehirn kann die Informationen, die beispielsweise die Augen liefern, nicht verarbeiten. Der Hund irrt meist ziellos umher und rennt gegen Wände und Möbel. Sam verhielt sich nach dem ersten Anfall wie ein in die enge getriebenes Wildtier - mein ruhiger und völlig aggressionsloser Hund knurrte, fletschte die Zähne und bellte alles an. Bis wir nahe genug an ihn herankamen, dass er unseren Geruch aufnehmen konnte. Den erkannte er und vor lauter Erleichterung klappte er zusammen und wir konnten ihn auf den Arm nehmen und ins Auto tragen.
Ich bin in die Klinik gefahren, weil ich eine Notfallklinik in gut erreichbarer Nähe habe. Das muss man nicht unbedingt, es reicht eigentlich auch, am nächsten Tag zu einem Arzt, am allerbesten gleich zu einem Spezialisten zu gehen und Blut abnehmen zu lassen. Alles Weitere hat Zeit, denn vielleicht gibt es nur diesen einen Anfall. Aber die Blutwerte sind wichtig, sollte es doch zu weiteren Anfällen kommen.
Am nächsten Tag war Sam nichts mehr anzumerken. Er war ein wenig müde und steif (ich auch), aber sonst war er wieder mein fröhlicher, unbeschwerter, liebenswerter Sam. Und alles schien einfach nur ein böser Alptraum gewesen zu sein...
So erschreckend dieser erste Anfall ist und selbst wenn es nicht bei einem Anfall bleibt: Verfallt nicht in Panikaktionen und lasst euch auch nicht von Ärzten dazu treiben. Beginnt nach dem
zweiten Anfall mit der Ausschlussdiagnostik, macht so viel wie euer Geldbeutel erlaubt, je mehr Infos ihr sammelt, umso besser könnt ihr über die Therapie entscheiden, mit der ihr beginnen wollt.
Es kann sich lohnen, erst einmal zu einer Tierheilpraktikerin zu gehen, über die Ernährung nachzudenken, alle möglichen Auslöser zu prüfen und wenn möglich zu vermeiden - dazu gehören neben
Wurmkur, Spot-ons und Impfungen auch Raumsprays und Deos, blinkende Lichtquellen, Stress, ... Führt ein Tagebuch und vielleicht findet ihr ja den einen oder anderen Auslöser und könnt ihn
vermeiden. Bei Wetterumschwung, Luftdruckchaos und Vollmond ist das Vermeiden eher schwierig, aber andere Auslöser kann man leicht vermeiden.