5 Jahre Epilepsie in Zahlen und Fakten

Vor 5 Jahren, in der Nacht auf den 22. März 2013, um 3:00 Uhr Morgens wachte ich auf, weil Sam neben dem Bett lag und strampelte. So fing alles an und heute, 5 Jahre später, lebt Sam noch. Das ist nicht selbstverständlich. Es geht ihm gut und er leider nicht unter starken Medikamentennebenwirkungen. Auch das ist nicht selbstverständlich. Und er hat weiterhin Serienanfälle. Leider ist das nichts ungewöhnliches, wenn es um die Epilepsie beim Hund geht. 

Die letzten 5 Jahre waren für Sam und mich und alle, die uns in den 5 Jahren zur Seite standen, ein fortwährender Kampf. Meine wundervolle Dori ist immer dabei, immer an Sams Seite und bereit, ihn zu trösten, zu säubern und mich gleich mit aufzumuntern. Ohne Peter hätte ich so manchen Tag und vor allem manche Nacht im Kampf gegen Sams Panikattacken nicht überstanden, oft war ich am Ende meiner Kraft und gerade noch in der Lage, den rettenden Anruf für eine Ablöse zu machen. Einfach nur zu wissen, dass er da ist, wenn meine Kraft zu Ende ist, gibt mir oft genug die Kraft durchzuhalten. Oder eben auch einmal, wie an Weihnachten, aufzugeben und Sam für ein paar Stunden in seine Obhut zu geben, so dass ich Atem schöpfen und zur Ruhe kommen kann.

 

Seit dem 22.03.2013 hatte Sam insgesamt 300 Grand-Mal-Anfälle und unzählige Stunden mit komplex-fokalen, fokalen und psycho-motorischen Anfällen. In dem Versuch, das in den Griff zu bekommen, begaben wir uns auf eine wilde Reise durch die Antiepileptika:

  • Am 26.04.2013 begann ich mit Pexion, das er bis Januar 2014 bekam. Nach Beginn der Gabe hatte Sam 41 Tage keinen Anfall, dann war er fast sofort wieder bei ca. 14 Tagen Abstand. Die Anfälle wurden immer schwerer, die Nachwirkungen waren oft über Tage zu spüren.
  • Am 7.11.2013 begann ich mit Phenobarbital, das Pexion sollte parallel ausgeschlichen werden. 28 Tage verschaffte uns das Ruhe, dann kamen die Anfälle und die Abstände zurück und es begannen die Serien.
  • Am 23.09.2014 versuchten wir es mit Gabapentin als Add-on zum Phenobarbital. 16 Tage gerade einmal hatten wir Ruhe und es ging wieder los. Sam wurde ängstlich und unglaublich schreckhaft, so dass wir das Gabapentin ausschlichen.
  • Am 4. April 2015 gab ich schließlich der Neurologin nach und begann mit Kaliumbromid, gegen das ich mich lange wehrte, weil ich ahnte, wie Sam darauf reagieren würde und leider behielt ich recht. Am 30.06.2015 stoppte ich das Kaliumbromid. Sam hatte in 8 Wochen 5 kg abgenommen, er war kaum fähig, sich auf den Beinen zu halten, erbrach alles, was er zu sich nahm, urinierte höchstens einmal alle 24 Stunden und zeigte erste Anzeichen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Und nach 36 Tagen kehrten auch die Anfälle zurück.

Damit waren mein Bedarf an zusätzlichen Medikamenten gedeckt und ich blieb beim Phenobarbital. Nach einem schlimmen Jahr 2016, in dem Sam kaum 8 Tage Ruhe zwischen den Serien hatte und das Levetiracetam fast zum Dauermedikament wurde statt nur ein Serienunterbrecher, beschloss ich 2017 auch das Levetiracetam wegzulassen.

 

Das Fazit: Auf Diazepam reagiert Sam paradox (hyperaktiv), auf Levetiracetam mit stundenlangen Panikattacken, auf Kaliumbromid mit allen Nebenwirkungen, die je dafür beschrieben wurden, auf Gabapentin mit paranoider Ängstlichkeit und auf Pexion mit so schweren Anfällen, dass die Auswirkungen noch Tage später deutlich spürbar sind. Es blieb das Phenobarbital, das zwar auch die Anfälle nicht stoppt, aber das er gut verträgt und es ihm ermöglicht, selbst nach schlimmen Serien schnell wieder ganz da zu sein. Er bekommt es alle 8 Stunden und liegt bei einem Spiegel von knapp 38 und das brachte uns schließlich, im zweiten Halbjahr 2017 eine Pause von fast 5 Monaten ein (zwei Mini-Anfälle in der Zeit zähle ich nicht).

 

In den fünf Jahren waren Sam und ich Dauergast in der Klinik. Am Anfang fuhr ich noch nach nahezu jedem Anfall zu einem Termin mit der Neurologin. Inzwischen reicht uns oft das Telefon und E-Mail und ich fahre nur noch hin, wenn die Anfälle in einer Serie überhand nehmen. So kam es dann in 2017 zu den ersten Kinik-Aufenthalten am Pheno-Tropf:

  • März 2017: 3 Tage
  • Juli 2017: 1 Tag
  • Dezember 2017: 2 Tage

 Die Kosten wollte ich auch zusammentragen, aber ich habe vor dem Stapel TA-Rechnungen kapituliert. TA-Konsultationen, Blutentnahmen, Klinikaufenthalte, die Ausschlussdiagnostik, die Medikamente, Tierheilpraktikerin .... Sam beginnt sich langsam vom Kleinwagen zum Mittelklasseauto hochzuarbeiten. 

 

Das Bild im Schnee zeigt ihn am Tag nach seinem ersten Anfall im März 2013. 

 

Bis heute ist Sam ein fröhlicher, lebensbejahender Hund geblieben, der selbst nach einer harten Nacht jederzeit bereit ist, mich mit seinen Kaspereien in den Wahnsinn zu treiben und Keksen hinterherzujagen. Er mag die Sicherheit seines Familienrudels (auch wenn die seine Kaspereien mit weniger Gleichmut ertragen als ich und ihm gehörig den Marsch blasen) und genießt die Zuneigung, die Dori ihm unverständlicherweise nach wie vor entgegenbringt, selbst wenn er in der Nacht in Panik mehrfach über sie getrampelt ist.

 

Auf die nächsten 5 Jahre, Sam, Du tapferster, mutigster, kämpferischster Goofy, den die Hundewelt je gesehen hat <3

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