Weihnachten 2017

Das Jahr 2017 war kein leichtes Jahr für mich und auch Sam hatte schwere Zeiten, schlimme Serien und zwei Klinik-Aufenthalte bis dann Mitte Juli 2017 auf einmal eine stabile Phase begann. Nur zwei kurze, einzelne Anfälle im Abstand von 10 Tagen durchbrachen eine fünfmonatige Ruhephase, die wir alle so sehr gebraucht haben. Und dann ging es wieder los, wie aus heiterem Himmel, am Donnerstag in der Woche vor Weihnachten. 

Von Donnerstag Morgen bis Freitag Morgen hatte Sam 11 Grand Mals und es war offensichtlich, dass das noch lange nicht das Ende war. Er kippte einfach um, egal wo - auf dem Gang, während des Futters, aus dem Schlaf heraus, die Grand Mals kamen alle 1.5 bis 3 Stunden, egal was ich versuchte, sie zu verhindern. Wegen der anstehenden Feiertage wollte ich das Risiko nicht eingehen, ihn erst am Heilig Abend in die Klinik zu bringen, wenn nur eine Notbesetzung da ist. Also fuhr ich schweren Herzens am Freitag mit ihm in die Klinik. 

Leider war die Neurologin schon im Weihnachtsurlaub, aber sein Protokoll ist in der Akte eingetragen und so musste er leider mal wieder in der Klinik bleiben und an den Tropf. Er hatte am Mittag sowie am Abend des Freitags noch je einen Anfall und am Samstag früh um 5:00 Uhr ebenfalls. Trotzdem entschied man sich, ihn zu entlassen und ich konnte ihn um 14:30 Uhr abholen (da wusste ich noch nichts von den zwei letzten Anfällen). Er war in einem katastrophalen Zustand und hatte noch im Behandlungsraum einen weiteren Anfall, auf der Fahrt nach Hause weitere zwei Anfälle. Warum ich ihn nicht dort gelassen habe? Weil ich kein gutes Gefühl hatte, weil er in einem so schlimmen Zustand war und weil ich ihn bei mir haben wollte und nicht in einer womöglich unterbesetzten Klinik über die Feiertage. 

Was folgte, waren die schlimmsten drei Tage meines Lebens und ich bin inzwischen einiges gewohnt. Ich dachte, mich haut nichts mehr um. Sam konnte nicht laufen, hatte Untertemperatur und einen Anfall nach dem anderen. Von Abholung bis in den frühen Morgen des 1. Weihnachtsfeiertages waren es 18 Anfälle. Danach begannen die komplex-fokalen Anfälle, bei denen er bei Bewusstsein war, aber über Stunden immer wieder in Seitenlage kippte und mit den Beinen ruderte. Dreimal war ich soweit, ihn wieder in die Klinik zu bringen. Er lag unter drei Decken, bekam Honigwasser und Banane und Futter in Wasser verrührt, weil feste Nahrung nur in der Wohnung herumflog, so unkoordiniert war er beim Fressen. 

Am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertages war ich am Ende meiner Nerven und Kräfte. Sam hatte gerade wieder eine halbstündige Anfallsphase hinter sich und ich heulte nur noch vor Erschöpfung. Ein guter Freund hat ihn dann ins Tragegestell gepackt und ist mit ihm eine Stunde rausgegangen. Eine Stunde für mich! Das hat mich gestärkt und Sam hat der ruhige Spaziergang mit Unterstützung gut getan und ab da ging es dann auch aufwärts. 

Heute ist Sam weitgehend wieder normal. Wer ihn gut kennt, bemerkt noch gewisse "Eigenheiten", aber auch die werden irgendwann wieder verschwinden. Ich habe mit der Neurologin inzwischen telefoniert und habe nun eine Idee, wieso es so gekommen ist. Sicher weiß man es bei dieser Krankheit ja nie, aber für die Zukunft - auch wenn es hoffentlich nie wieder vorkommt! - habe ich wieder ein paar Punkte mehr auf meiner Frageliste und das Klinik-Protokoll für Sam in seiner Akte wird auch nochmal angepasst. 

Ich bin einfach nur froh, dass er so ein Kämpfer ist, dass er eine solche Lebenslust hat und sich seinen guten Mut und sein fröhliches Naturell auch von sowas nicht nehmen lässt. Er ist und bleibt mein Vorbild! 

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