In der Klinik

Letzte Woche war es soweit: Sam musste das erste Mal zwei Nächte in der Klinik verbringen. Es ist eine Sache, nicht schlafen zu können, weil Sam unruhig ist, Anfälle hat, Laufdrang hat, ... Es ist nochmal etwas ganz Anderes, wenn man das erste Mal die Verantwortung in andere Hände gibt. 

 

Wie wird es ihm dort gehen? Hat er Stress ohne mich? Hat er Angst? Was machen sie genau? Hat er Anfälle? Tausende Fragen gehen durch den Kopf. Schlafen? Endlich mal entspannt schlafen, weil nichts passieren kann? Irgendwie geht das nicht. Weil Sam fehlt. Auch Dori ist nicht so ganz entspannt.

 

Wie kam es dazu: Die Anfälle wollten einfach nicht aufhören. Bei der schlimmen Serie 5 Wochen zuvor hatten wir es mit einer leichten Sedierung noch in den Griff bekommen. Dieses Mal schlief er Vormittags schon 2 Stunden am Tropf hängend beim Tierarzt in der Praxis, ich auf dem Boden daneben, von den Tierarzthelferinnen mit Keksen versorgt. Aber dann am frühen Abend der Rückschlag: Doch wieder ein Anfall. Nicht noch so eine Nacht ... Also ab in die Klinik. Auf der Fahrt noch drei weitere Anfälle, inzwischen waren wir bei 15 Anfällen angelangt in dieser Serie. Ich fahre mit noch mit krampfendem Hund auf den Parkplatz der Klinik. Er hat Fieber und ist noch völlig weggetreten, aber bis die Ärztin kommt, ist er schon wieder dabei, das Behandlungszimmer zu untersuchen. Wo nimmt er nur die Kraft her? Ich bewundere meinen Hund! 

 

Das Gespräch mit der Tierärztin ist schwierig. Was sollen wir tun? Nach langem hin und her lasse ich ihn schließlich da. Die Angst, dass weitere Anfälle kommen, überwiegt doch. Er kommt an den Phenobarbital-Tropf und kann schlafen. Bis am nächsten Mittag und dann, kurz bevor sie mich anrufen wollen, hat er wieder zwei Anfälle. Also noch eine Nacht. Aber er ist brav in der Klinik und ruhig, nicht verängstigt und auf der Suche nach mir. Gut. Hm. Doch, natürlich, es ist gut! Und schließlich ist auch Ruhe und am folgenden Tag kann ich ihn wieder mit nach Hause nehmen. 

 

Er hat vor allem Angst, die Treppen sind schwierig, Dori riecht aber gut und mich erkennt er auch, er vertraut mir, ich alleine darf an ihn ran. Alles andere will er nicht. Vor Bekannten rennt er weg. Die sind beleidigt. Sein Gehirn ist durcheinander, von Drogen zugedreht, er erkennt euch nicht. Naja. Gut. Aber einmal könnte man ihn doch kurz streicheln ... Nein. Er will das nicht. 

 

Jeden Tag geht es ein klein wenig aufwärts. Die erste Nacht schläft er, die zweite Nacht läuft er, die dritte Nacht fiept er - und dann ist er wieder da, mein Sam. Und lässt sich auch wieder streicheln. Und rennt die Treppe wieder hoch und runter. Und erinnert sich wieder, dass man Geschäfte draußen macht oder, wenn man sie vergessen hat, Sabine zeigt, dass man raus muss. Und wenn sie gerade etwas schwer von Begriff ist, muss man deutlich werden. 

 

 

Wie schnell er sich erholt hat! Mein tapferer Sam! Die Neurologin meinte, das Gute, was wir mitnehmen können, sei doch, dass er in der Klinik gut zurecht kommen würde. Wegen mir muss er da trotzdem nicht mehr hin ... und Sam stimmt mir zu. ;-) Und Dori auch. Sie vermisst ihn ja auch, auch wenn er sie manchmal echt nervt... 

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