Ich habe inzwischen 2 Jahre Epi-Erfahrung und habe in dieser Zeit einige Antiepileptika ausprobiert. Die Hunde reagieren sehr individuell, was bei einem einen super Erfolg bringt, kann beim
nächsten eine Katastrophe sein. Deshalb sind die folgenden Berichte sehr subjektiv und nicht auf jeden anderen Hund zu übertragen. Dennoch denke ich, dass solche Erfahrungsberichte neben
den rein medizinischen Informationen zu AEs wichtig und hilfreich sind.
Vorab will ich noch sagen, dass ich den Eindruck habe, dass Sams Stoffwechsel eine Besonderheit hat, die dazu führt, dass keines der AE wirklich über einen längeren Zeitraum hilft, weil der
Ablauf bei ihm immer derselbe ist.
Als bei Sam nach Anfall 3 und erfolgter Ausschlussdiagnostik die Entscheidung für ein AE anstand, kam gerade Pexion auf den Markt. Es klang super: Weniger Nebenwirkungen bei höherer Wirksamkeit.
Eine einfache Entscheidung also und so begann ich am 26. April 2013 mit der Gabe von Pexion.
Tatsächlich hielten sich die Nebenwirkungen in Grenzen. Sam soff mehr und war ein wenig träger als normal, aber das war es mehr oder weniger auch schon. Und vor allem: 6 Wochen Ruhe! Ich erlaubte
mir zu hoffen, dass der Spuk ein Ende habe, dass Sam zu der Gruppe Hunde gehört, die auf Pexion ansprechen, dass alles gut wird. Aber am 5. Juni ging es wieder los ... und die Anfälle kamen
wieder in Abständen von 10-14 Tagen und es waren sogar auch einmal 2 Anfälle an einem Tag dabei.
Die Dosis wurde immer weiter erhöht, der Erfolg blieb aus. Zugleich wurden die Anfälle immer stärker. Das war weniger die Länge der Anfälle als die Intensität und so kam es, dass man zum Teil
noch 5 Tage nach dem Anfall spürte, dass Sams Gehirn noch nicht wieder ganz aufgeräumt ist. Als Sam einen Anfall hatte, bei dem ich das erstemal richtig Angst um ihn hatte, dass etwas kaputt
gegangen ist oder dass er nicht rauskommt, habe ich mich entschieden auf Phenobarbital zu wechseln statt noch einmal zu erhöhen und die Neurologin hat zugestimmt.
Fazit: Bei Sam hat Pexion keinen "Schaden" angerichtet, er hat es super vertragen, aber es hat eben auch nicht gewirkt und die Anfälle unter Pexion wurden heftiger.
Das Phenobarbital, das "bekannte Risiko" sollte nun helfen. Über 2 Wochen gab ich die beiden Medikamente parallel, bis das Pheno den Spiegel aufgebaut hatte, dann begann ich das Pexion
auszuschleichen.
Am 7. November 2013 begann ich mit der Gabe von Phenoleptil. Die Nebenwirkungen in den ersten 2 Wochen waren erschreckend und ich war froh, dass ich darauf vorbereitet war, was uns da erwartet.
Sam war lethargisch, sehr wacklig auf den Beinen, fiel häufiger um oder stolperte und landete auf der Nase. Nach ziemlich genau 2 Wochen wurde er deutlich stabiler und fast wieder normal. Nur der
starke Hunger begleitet ihn noch immer.
Phenobarbital brachte Sam 4 Wochen Ruhe, am 5. Dezember 2013 kam der nächste Anfall. Er war deutlich leichter als die Anfälle unter Pexion und Sam erholte sich deutlich schneller. Aber die
Intervalle pegelten sich wieder ein auf den üblichen Rhythmus, die fokalen Anfälle und Wanderphasen begannen und die Serien kamen hinzu. Das schnellere Ausschleichen von Pexion und das Erhöhen
von Phenoleptil zeigte keine Wirkung. Als der Spiegel einen Wert von 35,3 erreicht hatte und die Anfälle in gleicher Häufigkeit kamen, die Serien immer schlimmer wurden, Sam aber zugleich immer
lethargischer und auch wieder wackliger wurde, war klar, dass der Effekt bei Phenobarbital der gleiche ist wie bei Pexion.
Nach dem "schwarzen September" 2014, als Sam kaum Tage ohne fokale Anfälle oder Grand Mals hatte und das Leve als Serienunterbrecher immer schlechter half, war klar, dass ein Addon dazukommen
würde. Gegen Kaliumbromid stemmte ich mich aber noch vehement!
Da die Anfälle immer etwa um die Zeit der Tablettengabe kommen, teile ich die Gabe auf 3xpro Tag auf in der Hoffnung, dass Sam den Wirkstoff doch schneller verstoffwechselt und vielleicht 12
stunden zu lang sind. Momentan bekommt er 125 mg 3x/Tag. Der Spiegel liegt bei 32.9. Durch das Aufsplitten in 3 Gaben verträgt Sam die höhere Dosis besser. Leider bringt das aber trotzdem nicht
den erhofften Erfolg.
Also versuchten wir Gabapentin.
Die Nebenwirkungen waren erträglich. Sam war für ein paar Wochen im Schlafmodus und kaum dazu zu bewegen, aufzustehen, aber das legte sich nach einiger Zeit wieder. Leider auch die Zeit ohne
Anfälle: Nach 21 Tagen begannen sie wieder. Eine Erhöhung machte Sam wieder zum Schlafretriever, die Anfälle kamen unvermindert. Also bin ich in der Dosierung wieder leicht runtergegangen.
Bezüglich der Anfälle hat das keinen Unterschied gemacht, aber Sam ging es wieder besser.
Unter Gabapentin hat Sam allerdings Angst entwickelt. In der Dämmerung konnte ich nur noch ganz schlecht mit ihm ausgehen, er hat sich ständig umgedreht, "über die Schulter" geschaut, ob da nicht
etwas ist. Er ist nur noch an Hauswänden und Hecken entlanggeschlichen. Über freies Feld zu gehen, wo er diesen Seitenschutz nicht hat, wurde immer schwieriger. Vor schnellen Bewegungen und vor
fremden Menschen hat er Angst. Die Angst vor Menschen, die er nicht kennt, ist leider noch immer nicht weg.
Als die Angst immer schlimmer wurde, die Anfälle auch, habe ich Gabapentin relativ schnell ausgeschlichen. Die Ängstlichkeit verschwand nicht ganz, war aber deutlich besser.
[Wird fortgesetzt:
- Libromide - die Katastrophe
- Levetiracetam - Cluster Buster
- Diazepam